24% sind zu wenig!

Ein Plädoyer für mehr Frauen in der Kommunalpolitik

11.07.24 – von Wiebke Nowak –

Politische Gremien, ob auf Bundes- und Landesebene oder in der Kommunalpolitik, werden in aller Regel deutlich von Männern dominiert. Im Bundestag liegt der Frauenanteil in der aktuellen Wahlperiode bei 35,5% - im weltweiten Vergleich liegen wir damit auf Platz 47.

Im Brandenburger Landtag lag der Frauenanteil im Jahr 2004 bei 41 %. Das war der Höchststand. Nach der letzten Landtagswahl waren 32 % der Abgeordneten weiblich, was ziemlich genau dem Durchschnitt aller Landesparlamente in Deutschland entsprach. Blicken wir auf die Kommunalpolitik in Brandenburg beträgt der Frauenanteil, bezogen auf die 14 Kreistage und die vier Stadtverordnetenversammlungen der kreisfreien Städte, nur knapp 28 %. Und es gilt: Je ländlicher eine Region, desto männlich dominiert die Parlamente. Der weiblichste Kreistag ist der in Oberhavel (43 % Frauen), Schlusslicht ist der Landkreis Spree-Neiße mit 16 % Frauen . Im Kreistag von Ostprignitz-Ruppin haben in den letzten fünf Jahren 35 Männer und 11 Frauen die Entscheidungen getroffen. Das entspricht einem Frauenanteil von etwa 24 %.

Werden Frauen gefragt, welche Hürden es aus ihrer Sicht gibt, sich kommunalpolitisch zu engagieren, lässt sich die wichtigste und häufigste Hürde unter dem Stichwort „Vereinbarkeit“ zusammenfassen. Neben Beruf und Familie auch noch Kommunalpolitik zu machen – das können sich die allermeisten Frauen nicht vorstellen. Frauen zweifeln, einer Studie zu Folge, außerdem mehr als Männer, „ob sie das überhaupt können“, hadern stärker damit „in der ersten Reihe zu stehen“, empfinden es als schwieriger, sich für eine Partei zu entscheiden und haben häufiger Angst vor öffentlichen Angriffen und Kritik. Kurz zusammengefasst: Frauen machen sich deutlich mehr Gedanken und kommen häufig zu dem Schluss, sich nicht kommunalpolitisch zu engagieren. Und wenn sie es dann doch tun, übernehmen die Wenigsten „Führungspositionen“.

Egal ob man sich die Vorsitzenden der Kreistage, der Fraktionen oder der Ausschüsse anguckt – der Frauenanteil liegt überall deutlich unter einem Drittel. Ich bin davon überzeugt, dass der geringe Frauenanteil in der (Kommunal)Politik ein Problem darstellt. Ich pauschalisiere ungern – aber Frauen und Männer haben typischerweise andere Perspektiven, repräsentieren tendenziell andere Berufsgruppen, denken andere Aspekte mit und verfolgen häufig andere Herangehensweisen an Probleme. Uns Frauen, egal welchen Alters, steht daher unbedingt „die Hälfte der Macht“ zu. Daher setze ich mich dafür ein, dass sich etwas ändert. Dafür, dass mehr Frauen sich dafür entscheiden, in die Politik zu gehen und damit andere mitziehen. Dafür, dass es einfacher und attraktiver wird, Beruf, Familie und Politik zu vereinbaren. Dafür, dass es Frauen mehr Spaß macht, Politik zu machen. Dafür, dass Frauen besser vernetzt sind, öfter das Wort ergreifen, häufiger als Rednerinnen eingeladen werden und endlich genauso gehört werden, wie Männer. Und damit bin ich nicht allein und zum Glück gibt es bereits viele Ideen, wie das gelingen kann. Nicht zuletzt dank der wichtigen Arbeit parteiunabhängiger Organisationen, die Frauen in ihrem politischen Engagement gezielt fördern, hilfreichen frauenpolitischen Netzwerke und tollen Gleichstellungsbeauftragten (auch in unserem Landkreis und unseren Städten). Und dank überzeugender und ernst gemeinter Maßnahmen bei uns, Bündnis90/Die Grünen, die bewirken, dass sich tatsächlich mehr Frauen engagieren und Mandate besetzen, als in allen anderen Parteien.

Ein Beispiel: In Bezug auf die Mandatsträger*inne in kommunalen Gremien in Brandenburg erreichten Bündnis90/Die Grünen als einzige Partei einen Frauenanteil von mehr als die Hälfte (52 %). Im Vergleich: Von den Abgeordneten der CDU in kommunalen Gremien waren zuletzt 4 von 5 männlich, bei der SPD mehr als zwei Drittel. Ich freue mich ausdrücklich über alle Frauen, die sich einbringen – egal in welcher demokratischen Partei. Und ich möchte, dass Kommunalpolitik nicht nur weiblicher, sondern auch transparenter und verständlicher wird. Vor diesem Hintergrund engagiere ich mich, Wiebke Nowack, 31 Jahre alt, zwei kleine Kinder, berufstätig und wohnhaft auf dem Dorf weiter für Bündnis90/Die Grünen.

Studienergebnisse und mehr Informationen zum Thema Frauen in der (Kommunal)Politik gibt es bspw. auf diesen Webseiten:

 

https://www.frauenpolitischer-rat.de

https://www.eaf-berlin.de/was-wir-tun/studien-publikationen/publikation/frauen-in-die-politik

https://www.destatis.de/DE/Themen/Querschnitt/Gleichstellungsindikatoren/_inhalt.html

 

 

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